Bewerbung für den Wettbewerb „Baden-Württemberg blüht“

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

wir sind Pächter von Grünflächen in einem Landschaftsschutzgebiet. Mit unserer Bewerbung an Ihrem Wettbewerb wollen wir darauf hinweisen, dass es uns möglich ist, einen enormen Beitrag zur Stärkung der biologischen Vielfalt zu leisten. Wir sind die Initiative zum Erhalt der Kleingärten am Hirzberg in Freiburg im Breisgau. Die Initiativengründer sind die Eheleute Gudrun und Jochen Schmidt (Imker und Landschaftsgestalter), mein Lebensgefährte und wissenschaftlicher Begleiter, Diplomingenieur agr., m.sc. water resource management Christian Peters und ich, Sabine von Wolffersdorf, freie Bildjournalistin und Autorin.

 

Bei einer Projektstudie zu einer Masterarbeit unter dem Titel „Geografie des globalen Wandels“ wurden Ergebnisse unserer eigenen praktischen Arbeit im Naturschutz eingebracht.

 

Praktische Arbeit haben wir Kleingärtner am Hirzberg das ganze Jahr über. Wir müssen uns für Flora und Fauna um reich blühende Weideflächen kümmern und für unsere dauerhaft oder sporadisch im Wasser lebenden Geschöpfe nachhaltig angelegte und nicht austrocknende „Bademöglichkeiten“ schaffen.

 

Die Bienen (zufällig sind wir alle Imker) brauchen, wie die ganze reichhaltige Natur, die am Hirzberg zwischen Wald und Wiese gedeiht, Wasser. Doch hier am kargen Osthang muss um jeden Tropfen gekämpft werden und wir wirtschaften bereits heute mit einer der gefürchtetsten Auswirkungen des Klimawandels, dem Wassermangel. Die einzige Wasserquelle liegt weit entfernt unterhalb der meisten Gärten; ihre Schüttung ist gerade in den heißen, trockenen Sommermonaten endlich. Ergo sammeln wir das kühle Nass, während der Zeit, wenn es vom Himmel kommt, und speichern entsprechend unserer Möglichkeiten in Zisternen oder Regenfässern.

 

Obwohl die Lage schwierig ist, der Boden alles andere als fett und leicht zu bearbeiten, gelingt es uns, eine enorme biologische Vielfalt wachsen zu lassen. Wir kultivieren neben alten Obstbäumen, wie Boskop, Apfelquitte, Geißhirtle zum Beispiel eine neue Sorte, die Nashi-Birne, mein Lebensgefährte sorgt für den richtigen Schnitt.

 

Alle Gärtner haben ein besonderes Steckenpferd. Ich sammle alte, vom Aussterben bedrohte Gemüsesorten, zum Beispiel, die Bohnensorte Weinländerin (Projekt Rote Liste).

 

Andere Nachbarn pflegen – alle neben altem einheimischem Bestand – Kiwis, Feigen, Kaki..., klar finden sich in Schmidts Garten üppig blühende Bienenbäume (Euodia hupehensis). Auffällig ist die augenscheinliche Zuneigung zu Eidechsen. Kein Garten, der ohne Verstecke und Unterschlüpfe für die wärmeliebenden Echsen wäre. Ein besonders großes Herz haben Jochen und Gudrun Schmidt, die diesen und anderen Reptilien - häufige Gäste sind Blindschleichen, Ringel- und Schlingnattern - extra eine Natursteinmauer aus regionalem Kalkstein gebaut haben.

 

Sobald Korridore uns mit anderen Biotopen verbinden, kann in der Pflanzen- und Tierwelt Genaustausch stattfinden; zur Sicherung der Populationen.

 

Selbstverständlich verzichten wir auf Gift im Pflanzenschutz, bieten Überwinterungsschutz für Insekten und lassen Bodenlebenwesen in Ruhe. Bei uns finden sich zahlreiche Vögel ein; das ganze Jahr zirpt und zwitschert es.

 

Wir lieben unsere Gärten, arbeiten mit Herzblut, Mut, Erfahrung, Wissen, Experimentierfreude... und sind sicher, einen nahezu genialen Beitrag zur Artenvielfalt zu leisten. Mitten im dicht besiedelten Raum setzen wir uns für ein blühendes, vielfältiges und strukturreiches Freiburg ein. Auf individuelle, traditionelle, biologische Art und Weise bewahren wir eine siedlungs- und verkehrsfreie Fläche vor Verwaldung und Verbuschung.

 

Die positive Klimaauswirkung durch Kleingärten beweist zudem die oben erwähnte Magisterarbeit der Universität Freiburg, die Mitte Dezember präsentiet wurde. Die Projekte wurden von Professor Dr. Hartmut Fünfgeld betreut.

 

Nun zu Ihren Fragen:

 

1.

 

Erhalt der Kleingärten an Freiburgs Hirzberg. Die Stadt sieht vor, künftig keine Kleingärten mehr zu verpachen. Damit werden die über Jahrzehnte geschaffenen naturerhaltenden Maßnahmen der Kleingärtner zerstört. Eine Generationenübergabe, die gewünscht wird, kann nicht erfolgen.

 

2.

 

Wir beteiligen alle interessierten Personen, Kindergärten, Schulen, Studenten von Universität und Fachhochschulen...

 

3.

 

Wir wollen unsere Gärten in ihrer biologischen Vielfalt erhalten, die gewachsenen Strukturen sichern, Flora und Fauna durch gesunde Maßnahmen stärken. Wir pflanzen bereits heute den Klimawandel angep Sorten. Wir schaffen Lebensraum, nicht nur für die einheimischen schützenswerten Arten, sondern auch für die aus wärmeren Regionen neu ankommenden Lebewesen.

 

4.

 

Wir wollen die 33 seit mehr als 70 Jahren existierenden Kleingärten erhalten, sie teilweise der Öffentlichkeit zugänglich machen und als Erholungsraum für Mensch und Tier nutzen. Wichtiges Ziel ist, den Generationenwechsel auch ohne familiäre Bindung zu ermöglichen. Ein zukunftsträchtiges Beispiel bieten die Eheleute Schmidt, die einer Gruppe junger Leute in ihrem Garten Raum gibt, eigene Ideen zu verwirklichen und gleichzeitig auf das große Wissen der beiden zurückgreifen zu können. Die bereits bestehende Biodiversität, zum Beispiel in einem Teich ohne natürlichen Wasserzulauf, soll durch geeigneten Wasserauffang und Speicherung gesichert werden. Die Zielorganismen sind Libellen, Wasserläufer, Bergmolche, Ringelnattern, Kröten, Frösche, Salamander...

 

Der Zeitplan unterliegt natürlichen Schwankungen und richtet sich nach dem Wetter; Kraft und Zeit der Gärtner. Jeder tut, was er kann und trägt so zu einem intakten Garten bei, in dem sich die Lebewesen des Bodens, des Wassers, der Erde und der Luft wohlfühlen.

 

5.

 

Die besonders schwierig zu 'beackernde' Fläche am Osthang zwischen Wald und Wiese wird mit die Natur schützenden und bewahrenden Mitteln, wie Zisternen für die Wasserbiotope, Trockenmauern, sowie klimaangepassten Pflanzen schonend bewahrt. Ich experimentiere zum Beispiel nach dem Vorbild Vaikunthanath D. Kavirajs: Homöopathie für Garten und Landwirtschaft. Mulchen und der Anbau dem Klimawandel angepasster Pflanzen sind weitere wissenschaftlich empfohlene Vorgehensweisen, die von uns angewendet werden. Die Eheleute Schmidt führen Kindergarten – und Schulkinder sowie Erwachsene in die Welt ihrer im Garten gehaltenen Bienen ein und halten ihn für Naturbeobachtungen offen. Ich unterhalte auf meiner Internetseite www.Schoenergartenamhirzberg.jimdofree.com. . Und teile meine von unterschiedlichem Erfolg gekrönten Erfahrungen in der Kategorie „Garten“ auf meinem Blog Zudem suchen wir Mitstreiter, denen wir demnächst ein Informationsblatt zukommen lassen. Wir sind überzeugt, durch unsere Vorgehensweise die Natur besser zu schützen, als dies die Stadt je könnte. Eine nie durchgeführte Biotopvernetzung ( gutachterlich geplant im Jahre 2003) lässt diesen Schluss durchaus zu.

 

6.

 

Wir wollen die Gärten entgegen der Gemeinderatsbeschlüsse 2006 und 2018 - Siehe hierzu gerne den Pressebericht in der BZ vom 26.07.2019 - weitere Jahrzehnte erhalten. Dieses schützenswerte Flora-Fauna-Habitat muss nachhaltig von interessierten Menschen aller Alterstufen genutzt werden können.

 

Es würde uns sehr freuen, wenn Sie unser Anliegen durch die Teilnahmeerlaubnis an Ihrem Wettbewerb unterstützen und damit die nur durch Kleingärtner so zu sichernden Biotope erhalten bleiben.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Jochen Schmidt, Gudrun Schmidt, Christian Peters, Sabine von Wolffersdorf