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Von Katzen und Mäusen

 

Johns Sohn

 

Immer wenn ich Bauchschmerzen habe, denke ich an John. John war eine richtig fette Katze, die sich meist vor einer Metzgerei in Zähringen aufhielt und gerne ein Rädchen Wurst – oder zwei – entgegennahm. Welcher Teufel mich auch immer ritt, eigentlich mag ich Fette nicht und unterstütze Korpulenz nie gerne, jedenfalls fütterte ich ihm zwei Scheibchen Lyoner. Sozusagen, wie bestellt. Am Ende hockte er jeden Tag vor unserer Haustür und ich mästete ihn mit.

 

Eines Tages, ich hatte mich mit starken Bauchschmerzen in einen Liegestuhl zurückgezogen, versuchte mit geschlossenen Augen die Beschwerden wegzuatmen, sprang mir etwas Großes, sehr Schweres auf den Leib. Erschrocken erkannte ich John. Fast hätte ich ihn im Reflex weggeschubst, doch gerade noch rechtzeitig erkannte ich, wie gut mir diese bleierne Wärme tat.

 

Ich entspannte mich total. Plötzlich begann John seine Pfoten in meine Eingeweiden zu drücken, Milchtritt nennen Experten dieses Katzentun, ich jedoch bekam es mit der Angst zu tun, und schmiss John runter. Heute bedaure ich dies manchmal. Vielleicht hätten sich damals die ganzen – Entschuldigung, man spricht ja nicht gerne darüber und doch kennt jeder diese Dinger, von denen bloß die eigenen ganz in Ordnung sind – ungesunden Pupser noch aus mir herauspusten lassen, anstatt sich in meinem Gekröse einzunisten.

 

Jedenfalls nenne ich seither alle Kater, mit denen ich zu tun habe, Johns Sohn. Kürzlich beobachtete ich solch einen Johns Sohn, wie er eine Spitzmaus jagte. Die Spitzmäuse (Soricidae) aus der Familie der artenreichen Säugetiere gehören trotz der äußeren Ähnlichkeiten mit den Mäusen nicht zu den Nagetieren, sondern zur Ordnung der Insektenfresser (Eulipotyphla). Weltweit werden mehr als 350 Arten unterschieden, von denen rund 10 auch in Mitteleuropa leben. (Danke Wikipedia!).

 

Also wieder zu Johns Sohn. Es war grauenhaft, welche Methoden angewandt wurden, die arme Soricida zu fangen. Kaum war sie tot, stellte die Fellnase jedoch fest, dass sie ihr gar nicht schmeckt. Schuld daran ist das moschusartige Sekret, das Spitzmäuse aussondern, um ihr Revier zu markieren. Davon ist mein Kompost jetzt bestimmt voll, denn mindestens eine Spitzmausfamilie lebt darin.

 

Hmh, meinem Humus tun die Fresserchen von Kleinlebewesen und Regenwürmern sicherlich nicht gut, dafür freue ich mich, dass sie in meinem Komposter einen Schutz vor der Unbill des Lebens gefunden haben, sich zuück ziehen können, bis die Zeit gekommen ist, in der die Katzen (Felidae) schlafen.

 

Leider muss ich das Foto der Spitzmäuse im Kompost nachreichen. Für die Arbeit am Archiv habe ich gerade gar keine Zeit. Trotz alledem und alledem: Der Frühling setzt sich durch und die verblühten Stauden müssen weichen. Das Frische macht das Leben bunt und das Verblühte wird zu Humus. Cogito ergo sum.