Der Tod

 

Der Tod, der Tod. Der Tod

 

Es ist überliefert, dass Astrid Lindgren vormittags mit ihrer einen und abends mit ihrer anderen Schwester telefonierte. Und jedes Mal wurde das Gespräch mit der gemeinsamen schwesterlichen Beschwörungsformel eingeleitet: ‚Der Tod, der Tod, der Tod.‘

 

Im Internet wird diese Begrüßung als „eine Art, das Schlimmste und Unausweichlichste zu benennen, den Tod mit einzuberechnen und zugleich die ganze Sentimentalität zu entschärfen”, interpretiert.

 

Die Schwestern, Stina, Astrid und Ingegerd, haben alle Alter erreicht, „wo die Hebamme nit schuldig am Tod ist“ - wie man hier auf dem Land scherzt, wenn ein alter Mensch stirbt -; alle drei sind über Achtzig geworden, die berühmteste Kinderbuchautorin und Mutter der Pippi Langstrumpf wurde sogar 94 Jahre alt.

 

"Der Tod, der Tod, der Tod," macht vor meiner Gartentür keinen Halt. Leider. Und so sehe ich mit großer Traurigkeit, wie die Aprikose, deren Blüte im Frühjahr den Garten erstrahlen ließ, vorzeitig die Blätter hängen lässt. Schlimm, ganz, ganz schlimm, wenn man vorzeitig abgerufen wird, gemein, wenn ein gemeiner Schädling das Leid verursacht. Finde ich. Meinem schoenengartenamhierzberg dürfte das egal sein. Zitronenmelisse und Löwenzahn, Karde und Feldsalat kämpfen bereits jetzt um die besten Plätze auf der Sterbenden.

 

In den "Brüder Löwenherz“ gibt es nach dem Leben „Nangijala“ und nach Nangijala „Nangilima“.

„Ich sehe das Licht!“, lässt Lindgren den sterbenden Krümel sagen und man kann daraus den Mut schöpfen, sich von seinem Jetzt zu trennen (zu sterben), denn man wechselt nur in ein anderes Dasein.

 

Und vielleicht schlägt meine Aprikose im Frühjahr ja doch wieder aus...