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"Ich bin voll depri." - "Das sagt man nicht mehr."

 

Seit meinem Unfall geht es mir nicht mehr gut. Nicht wegen der körperlichen Schmerzen. Wäre es nur dies allein...

 

Nein, vielmehr erschweren gemeine Dämonen die Genesungszeit.

 

Als ich ein kleines Mädchen war, mussten Kinder bei den in der Familie anfallenden Arbeiten mithelfen; da gab es keine Informationen wie „Kinderarbeit ist verboten.“

 

#'Wenn mir beim Geschirrabtrocknen aus Versehen etwas herunterfiel, wurde ich nicht geschimpft. Meine Mutter pflegte nur anzumerken: „Du zerschlägst dein Erbe.“

 

Und wer kennt nicht den Satz: „Pass auf die Skulptur (die Vase, den Krug...) gut auf – die ist sehr wertvoll!“ Mich haben solche Sätze während meiner gesamten Kindheit und Jugend begleitet.

 

Bald wird das Nachbarhaus abgerissen. Was 'sehr wertvoll' war, landet derzeit in einem riesigen Container auf dem Hof. Ungehindert tropft Regen auf die Furnierhölzer, die Generationen vor Hitze und Kälte und Feuchtigkeit beschützt haben. Keiner will mehr solide deutsche Eiche oder Ähnliches. „Es ist halt nichts mehr wert.“

 

Genau so wertlos fühle ich mich. Gestern musste ich tun, was meine Eltern sagten, heute wollen meine Nachkommen mir Vorschriften machen. Auf meine Bemerkung: „ Ich bin heute voll depri.“, ernte ich kein Mitleid bei meinem jüngsten Spross, sondern eine gegoogelte Antwort: „Das sagt man heute nur, wenn man ernsthafte psychische Probleme hat.“ Mendelt es so arg in meiner Familie? Oder wird hier eine ganze Generation zermalmt, wie Schrottautos in einer Hydraulikanlage?