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Licht und Schatten; Pulsatilla

 

Eine gefühlte Ewigkeit musste ich warten, bis diese Küchenschelle in meinem Garten wuchs. Die Gewöhnliche Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris) entstammt der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Mich begleitet sie seit vielen Jahrzehnten als homöopathisches Hausmittel. In einem Pulsatilla-Vortrag erklärte der Dozent, er stelle sich ein Arzneimittel stets als Kleidungsstück vor. Und überlege sich, wie es dem Patienten wohl zu Gesicht stehe...

 

Die silbrige Behaarung schützt die sonnenhungrige Pflanze vor Kälte. Pulsatilla liebt frische Luft, miefige Räume verschlimmern sämtliche Beschwerden. Mensch wie Pflanze sehen liebreizend aus. Allerdings gibt es einen Haken: Pulsatilla vulgaris ist giftig. Umgangssprachlich und auf Personen bezogen bedeutet dies, von Gehässigkeit geprägt. Bei einem Fall suchte ich jahrelang nach dem Auslöser. Wäre es denkbar, dass ein Vater sein Kind einer Missetat beschuldigt, die er bezeugt, die das Kind jedoch nicht begangen hat? Ich erinnere einen lieben Kinderbrief, in dem eine Tochter schwor, unschuldig zu sein. Doch die Mutter glaubte ihrem falsches Zeugnis ablegenden Ehemann. Warum? Die Frau hätte klüger sein müssen. Ein Küchenmöbel, ein Erbstück aus den Sechzigern, Grau mit Rot, zerbarst unter dem Fußtritt des Mannes. Ein Hinweis auf einen zerstörerischen Charakterzug.

 

 

Übrigens hat Pulsatilla nichts mit Küche zu tun: Den Namen verdankt sie der Blütenform, die an die Schelle eines Kühchens erinnert.