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Schatzi und die Schnecke und ich

 

Heute ist endlich mal wieder richtig schönes Wetter. Sonnig, blassblauer Himmel ohne Kondesstreifen, lange Schatten... Die Tagundnachtgleiche nähert sich. Also, raus aus den Federn, was heute nicht schwer fiel. Doch auf was fällt mein noch verschlafener Blick als erstes? Gleich nachdem ich die Vorhänge zurückziehe und auf meinen Pflanzenkindergarten schaue? Eine Schnecke! Eine Spanische Wegschnecke auch Kapuzinerschnecke, Große Wegschnecke oder Lusitanische Wegschnecke genannt, jedenfalls, huh, eine Nacktschnecke. Ein ekliger Wegfresser in Haus- und Nutzgärten und in der Landwirtschaft. Ich renne zu Schatzi, der mir sehr desinteressiert folgt. Schatzi sieht nichts. Ja, er ist nicht mehr der Jüngste. Die Länge seiner Arme reicht nicht mehr aus, wenn er ein Buch liest... Endlich entdeckt er das braune Monster: „Mach' die Schnecke doch raus, die frisst ja alles!“

 

Schatzi spricht gerne im Imperativ. Ich versuche zu verstehen. Virginia Satir, Selbstwert und Kommunikation, erklärt: Das System, eine lebendige, dynamische Kraft, die im täglichen Familienleben wirkt, ist schuld. Irgendwie haben Schatzi und ich kein offenes System, das Wahlmöglichkeiten zulässt. Wir sind in einem geschlossenen gefangen. Wie hat sich das entwickelt? Wieso ist mein Schatzi überzeugt, dass unsere Beziehung durch Machtausübung reguliert werden muss?