„Wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst!“

… viele schmettern dieses Lied von Rolf Zuckowski um den Geburtstagskindern im Familien- und Freundeskreis eine Freude zu machen. Doch Menschen mit wenig Selbstwertgefühl (Virginia Satir spricht in ihrem lesenswerten Buch 'Selbstwert und Kommunikation' von einem niedrigen Pott) mögen sich bang fragen: „Wirklich? Hätten sie mich vermisst?“

Mein Pott leckt immer wieder. Ich fühle mich schlecht und unwert. Nichts gelingt, keiner mag mich, zu viele Enttäuschungen werden mir zu schnell nacheinander beschert. Am liebsten würde ich alles hinwerfen. Ich verstecke mich hinter einer Wand des Misstrauens und versinke in Einsamkeit und Isolation. Ein Zustand, der bei Häufung den Weltfrieden gefährdet!

Laut Satir wird das Selbstwertgefühl des Kindes bis zum 5./6. Lebensjahr von seiner Familie bestimmt. Der durch Schule etc. erweiterte Einflussbereich unterstützt im allgemeinen nur, was das Menschenkind zu Hause gelernt hat. Ein Erzieher, der ehrlich lobt und keine misstrauischen Botschaften nebenher ausstrahlt, schenkt dem kleinen Erdenbürger einen hohen Pott. Er kann Fehlschläge im Leben gut aushalten, wo Personen mit niedrigem Pott viel Erfolg erleben können und trotzdem nie den Zweifel am eigenen Wert los werden.

So weit so traurig, so ungerecht! „Doch...“ und jetzt kommt's!, schreibt Satir sinngemäß: „Glücklicherweise kann man jedem helfen, den Pott zu heben. Da das Gefühl des Wert-oder Nichtwertseins erlernt ist, besteht die Freiheit, das Negative zu verlernen und Positives neu zu lernen. Umwandlung ist bis zur Todesstunde möglich, man kann anvisieren, sich in Selbstliebe zu verändern.“

Also liebe Steinböcke, Wassermänner, Fische, die bereits Geburtstag hatten und alle anderen, die noch haben werden, stimmen wir alle in das heutige Fazit ein: „Ich bin ich und ich bin o.k. Du bist Du, sei okay! Wie schön dass wir geboren sind!“

Virginia Satir